Plötzlicher Kindstod / SIDS
Verstehen - vorbeugen - ruhig(er) schlafen
8/12/2025


Der Gedanke an den plötzlichen Kindstod ( SIDS - Sudden Infant Death Syndrom ) gehört zu den tiefsten Sorgen frischgebackener Eltern. Ein gesundes Kind stirbt im Schlaf - ohne Vorwarnung, ohne ersichtlichen Grund. Doch während SIDS in den 1980er Jahren noch zu den häufigsten Todesursachen im Säuglingsalter gehörte, hat sich seither viel getan. Durch Aufklärung und konsequente Prävention hat sich die Zahl der Fälle drastisch reduziert. Und auch die Forschung liefert inzwischen immer mehr Erkenntnisse, was wirklich hinter den Phänomen steckt - und wie sich Eltern schützen können, ohne in ständige Angst zu geraten.
Was ist SIDS - und was nicht ?
SIDS bezeichnet den plötzlichen, unerklärlichen Tod eines scheinbar gesunden Säuglings während des Schlafs, typischerweise im Alter von einem Monat bis zu einem Jahr, am häufigsten zwischen dem 2. und 4. Lebensmonat. SIDS ist eine Ausschlussdiagnose : Sie wird nur gestellt, wenn keine anderen Todesursachen - etwa Infektionen, Unfälle oder genetische Erkrankungen - gefunden werden.
Wichtig : SIDS ist nicht das Gleiche wie Ersticken oder Unfälle im Schlaf - diese gehören zur Kategorie „accidental suffocation and strangulation in bed“ ( ASSB ) und werden gesondert erfasst.
Was weiß man heute über den plötzlichen Kindstod ?
Die genauen Ursachen des plötzlichen Kindstods sind noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler vermuten ein Zusammenspiel aus drei Faktoren : 1️⃣ Anfälligkeit des Kindes ( z.B. unreifes Atemzentrum im Hirnstamm, genetische Veranlagung, Stoffwechselstörungen ) 2️⃣ Kritische Schlafumgebung ( z.B. Bauchlage, weiche Matratze, Überwärmung, Rauchexposition ) 3️⃣ Besonders sensibles Zeitfenster ( Alter zwischen 2 und 6 Monaten, wenn das autonome Nervensystem noch unausgereift ist ) . Aktuelle Studien zeigen bei SIDS - Fällen häufig Veränderungen im Serotoninstoffwechsel im Hirnstamm - einer Region, die für die Kontrolle von Atmung und Kreislauf zuständig ist (Goldstein et al. , JAMA Pediatrics 2022 ).
Wie häufig ist SIDS heute - und wen betrifft es ?
Dank der Empfehlungen der „Rückenlage - Kampagne“ in vielen Ländern sind die Fallzahlen in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen. Zahlen für Deutschland ( Quelle : Statistisches Bundesamt ) : ➡️ 1991 . rund 1.285 Todesfälle ➡️ 2022 : 83 Todesfälle ➡️ Betroffen sind meist Säuglinge zwischen dem 2. und 6. Lebensmonat ➡️ Etwas mehr Jungen als Mädchen ( Verhältnis etwa 3 : 2 ) ➡️ Begleitumstände in SIDS - Fällen häufig : Bauchlage beim Schlafen - Überwärmung oder zu weiche Unterlage - Rauchende Eltern ( vor allem mütterliches Rauchen in der Schwangerschaft ) - Schlafen im Elternbett ohne Schutzmaßnahmen
So kann das Risiko gesenkt werden - die goldenen Regeln der Prävention
Die Empfehlungen der Fachgesellschaften haben sich über die Jahre als hochwirksam erwiesen. Eltern können damit das Risiko um bis zu 90% senken. Die 10 wichtigsten Empfehlungen : ➡️ Rückenlage - immer auf dem Rücken schlafen lassen, nie in Bauch - oder Seitenlage ➡️ Eigene, feste Matratze, keine weichen Unterlagen, keine Kissen ➡️ Schlafsack statt Decke ( verhindert Überhitzung und Rutschen ) ➡️ Kein Rauch in der Umgebung - weder in der Schwangerschaft noch im Haushalt ➡️ Im Elternzimmer schlafen lassen, im eigenen Bett, mindestens 6 Monate lang ➡️ Nicht im Elternbett schlafen lassen, wenn keine Schutzmaßnahmen vorhanden sind ( z.B. Beistellbett verwenden ) ➡️ Kühle Schlafumgebung ( 16 -18°C ) - nicht zu warm anziehen ➡️ Stillen, wenn möglich - senkt laut Studien das Risiko um bis zu 50% ➡️ Beruhigungsschnuller beim Einschlafen - kann das Risiko zusätzlich senken ➡️ Keine Stofftiere, Nestchen oder Spielzeuge im Bett ( Quellen : Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin , Nationales Zentrum Frühe Hilfen , American Academy of Pediatrics - Guidelines 2022 )
Fakten, die beruhigen
Der plötzliche Kindstod ist heute extrem selten - weniger als 0,01% der Säuglinge in Deutschland sterben daran. 🔸Wer sich an die Empfehlungen hält, senkt das Risiko auf ein statistisches Minimum 🔸In den meisten Fällen betrifft SIDS besonders gefährdete Säuglinge, z.B. Frühgeborene oder Kinder mit Risikofaktoren 🔸Stillen, Nähe und ein aufmerksamer Alltag helfen zusätzlich, Warnzeichen früh zu erkennen.
Fazit :
Ihr könnt viel tun, um euer Baby sicher schlafen zu lassen. Der wichtigste Schritt ist nicht Angst - sondern Information. Wenn ihr den Empfehlungen folgt, sorgt ihr für die größtmögliche Sicherheit.
Hebamme Gabi Belz
Betreuung für Schwangerschaft und nach der Geburt.
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