Sport in der Schwangerschaft
Chancen, Risiken und wissenschaftliche Erkenntnisse
9/7/2025


Sport in der Schwangerschaft gilt längst nicht mehr als Tabu, im Gegenteil : Zahlreiche Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ( DGGG ) oder das American College of Obstetricians and Gynecologists ( ACOG ) empfehlen werdenden Müttern regelmäßige Bewegung. Dennoch gibt es spezifische physiologische Veränderungen während der Schwangerschaft, die berücksichtigt werden müssen, um sowohl die Mutter als auch das ungeborene Kind nicht zu gefährden.
Auflockerung des Bindegewebes - eine hormonelle Anpassung
Während der Schwangerschaft schüttet der Körper vermehrt das Hormon Relaxin aus. Dieses führt dazu, dass Bänder und Sehnen weicher und dehnbarer werden - eine notwendige Anpassung, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Für sportliche Aktivitäten bedeutet dies jedoch, dass das Verletzungsrisiko insbesondere für Gelenke und Bänder steigt. Sportarten mit schnellen Richtungswechseln, Sprüngen oder hoher Stoßbelastung wie Tennis, Basketball oder Joggen auf hartem Untergrund sollten daher mit Vorsicht ausgeübt werden.
Die Rolle der gedehnten Bauchmuskulatur
Mit zunehmenden Wachstum des Bauches dehnen sich die geraden Bauchmuskeln ( Rectus abdominis ). Dadurch kann es zu einer Rektusdiastase ( Auseinanderweichen der Bauchmuskeln ) kommen. Übungen, die ein starkes Pressen oder intensives Training der geraden Bauchmuskeln beinhalten, erhöhen dieses Risiko. Empfehlenswert sind stattdessen sanfte Kräftigungsübungen für die tiefen Bauch- und Rückenmuskeln, die die Haltung stabilisieren und Rückenschmerzen vorbeugen.
Verändertes Gleichgewicht - unterschätzte Unfallgefahr
Ab dem zweiten Trimester verschiebt sich der Körperschwerpunkt zunehmend nach vorne. Dies führt nicht nur zu einer veränderten Körperhaltung, sondern auch zu einer erhöhten Sturzgefahr. Sportarten mit großem Sturzrisiko wie Skifahren, Reiten oder Radfahren im Straßenverkehr sind daher kritisch zu sehen. Geeignet sind hingegen Schwimmen, Radfahren auf dem Heimtrainer, Walking, Yoga oder spezielle Schwangerschaftsgymnastik.
Sport, Fehlgeburts- und Frühgeburtsrate - aktuelle Evidenz
Ein verbreiteter Mythos ist, dass Sport Fehl- oder Frühgeburten begünstigen könnte. Studien widerlegen dies klar : Moderate körperliche Aktivität in der Schwangerschaft erhöht weder das Risiko einer Fehlgeburt noch das Risiko einer Frühgeburt. ➡️ Eine große Übersichtsarbeit im British Journal of Sports Medicine ( 2019 ) kommt zu dem Schluss, dass sportliche Aktivität während der Schwangerschaft kein erhöhtes Frühgeburtsrisiko zur Folge hat. ➡️ Im Gegenteil : Frauen, die regelmäßig Sport treiben, haben ein geringeres Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Präeklampsie.
Vorteile für Stoffwechsel und Schwangerschaftsbeschwerden
Sport in der Schwangerschaft bringt eine Vielzahl an gesundheitlichen Vorteilen mit sich : 🔸 Stoffwechsel : Regelmäßige Bewegung verbessert die Glukosetoleranz, stabilisiert den Blutzuckerspiegel und schützt vor Schwangerschaftsdiabetes. Auch das ungeborene Kind profitiert - Studien zeigen, dass Babys sportlich aktiver Mütter seltener mit Übergewicht zur Welt kommen. 🔸 Herz-Kreislauf-System : Sport steigert die Sauerstoffversorgung und unterstützt die Kreislaufstabilität. 🔸 Beschwerden : Bewegung reduziert häufige Schwangeschaftsbeschwerden wie Rückenschmerzen, Wassereinlagerungen, Verstopfung und Schlafstörungen. 🔸 Psychische Gesundheit : Sport wirkt stimmungsaufhellend und kann das Risiko einer Wochenbettdepression senken.
Fazit
Sport in der Schwangerschaft ist - mit der richtigen Auswahl an Bewegungsformen - nicht nur sicher, sondern gesundheitlich außerordentlich wertvoll. Wichtig ist, dass du deine Aktivitäten an die veränderten körperlichen Bedingungen anpasst, das Verletzungsrisiko minimierst und Überlastung vermeidest. Unter diesen Voraussetzungen verhilft dir Bewegung nicht nur zu einem besseren Wohlbefinden, sondern auch zu einer gesünderen Schwangerschaft.
Hebamme Gabi Belz
Betreuung für Schwangerschaft und nach der Geburt.
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